Erfurter ROLL(en)SPIEL
Erlebnisparcours zur Erfahrung des urbanen (Kultur-)Raums

Von Januar bis November 2016 begeben sich Kinder und Jugendliche in ein Vorhaben zur Vorbereitung eines bewegungs- und sportorientierten, auch kulturell-künstlerischen Inszenierungsparcours. Sie erarbeiten in einer Kurs- und Maßnahmenwoche mit Trainern und Künstlern einen erlebnispädagogischen Rundgang im urbanen Raum Erfurts zum Anlaufen historischer Architektur. Initiiert wurde das Projekt im Herbst 2015 durch das Theater im Palais Erfurt.

Bei dem Projekt ist der Fokus darauf gelegt, Bauwerke in ihrer Spezifik sportmethodisch und künstlerisch-strategisch differenziert zu beleuchten, zu visualisieren und erFAHRbar zu gestalten. Die Besonderheiten jedes Bauwerks, d.h. der Baustil, die Wirkung des architektonischen Ensembles, damit auch das Aussehen, der Baukörper als ästhetisches Erlebnis sowie dessen geschichtlicher Hintergrund werden im Projektprozess durch verschiedene Herangehensweisen einbezogen. Innerhalb der Erarbeitungsphase wird das Wirken bedeutender Persönlichkeiten, Geschichten rund um das Bauwerk, auch die Funktion als Kulturort nicht außer Acht gelassen. Die Teilnehmer und Zuschauer erfahren während der Präsentation über das Zusammenwirken von Sport und Kultur, in der Verbindung von Bewegung mit den Künsten sowohl über das ästhetische Wahrnehmen des innerstädtischen Raumes als auch über das kulturelle Erlebnis jedes einzelnen angesteuerten Ortes/Gebäudes den Rundgang als sportliches, interaktives Gesamterlebnis. Die jeweiligen Anlaufpunkte im Stadtzentrum sind als inszenierte, performative Orte zu verstehen. Sie werden von den mitwirkenden Kindern und Jugendlichen, aber auch von mitlaufenden Besuchern auf rollbaren Sportgeräten angefahren. Hier kommen Inliner, Rollschuhe, Skateboards, Scooter  zum Einsatz. In der Ausgestaltung der Spielplattformen widmen sich die Teilnehmer unter Anleitung von Experten in 16 Maßnahmen mittels unterschiedlicher Sportarten, zirzensischer Angebote, über darstellende, tanzmethodische Sparten, bildnerische Gestaltungsmethoden, auch über Rhythmisch-Musisches dem historisch besonderen Bauwerk.


Kurzbeschreibung des lokalen Bündnisses

Sportliche Betätigung in Kombination mit kulturell-ästhetischen, auch regional bezogenen Raumerfahrungen ist fundamentaler Bestandteil einer optimalen körperlichen und geistigen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Das hier vorliegende lokale Bündnis des Theaters im  Palais e.V., des Fechtzentrums Erfurt Engarde e.V., der Erfurter Rollrunde sowie der Kinder- und Jugendvereinigung Weimar e.V./Zirkus Tasifan strebt das Ziel an, gemeinsam kooperierend unter Nutzung der Expertise weiterer Sport- und Kulturpartner - angedockt an einen formalen Bildungsort der Stadt einschließlich des dazugehörigen Sozialraumes - einen sparten- und sportartenübergreifenden Erlebnisparcours vorzubereiten, zu erarbeiten und schließlich umzusetzen. Dabei sollen besonders für sport- und kulturbenachteiligte Kinder und Jugendliche differenzierte Möglichkeiten geschaffen werden, innerhalb derer sich die Beteiligten sportlichen Aktivitäten öffnen, dabei auch sich selbst und ihren Körper sowie dessen Leistungs- und Ausdruckspotenzial wahrnehmen können. Ebenso erhalten die Teilnehmer/innen im Zusammenwirken der zum Teil unterschiedlich ausgerichteten Bündnispartner (Trainerexpertisen, kreativ-künstlerisches Know-how und sozialpädagogisches Vermögen) neben den sportfördernden Maßnahmen auch Angebote zur Kreativitätsförderung, zu künstlerisch-handwerklicher Betätigung, zur spielerischen Auseinandersetzung sowie zum Sammeln von differenzierten Erfahrungen hinsichtlich eines komplexen Kompetenzerwerbs sowohl (sportlich)technischer Natur als auch im künstlerisch-strategischen Bereich, selbst den Alltag und das Sozialverhalten betreffend.
Die drei Bündnispartner fungieren gemeinsam sparten- und sportartenübergreifend innerhalb der Konzeptentwicklung und Umsetzung eines sehr vielschichtig angelegten Projektvorhabens. Die Zusammenarbeit versteht sich hier auch als eine Kooperation multiprofessioneller Teams eben gerade durch das Zusammenwirken der Sportebene, des soziokulturellen Raumes mit den angebundenen sozial- und kulturpädagogischen Orten.

Das Bündnis dient der Koordinierung und Strukturierung eines sehr komplexen Vorhabens, innerhalb dessen das Theater im Palais e.V. projektträgerspezifische Aufgaben im Managementbereich übernimmt und gemeinsam mit den anderen Bündnispartnern die Teilung der Verantwortungsbereiche auslotet sowie das Zusammenfließen verschiedener Fachkompetenzen überwacht. Neben der anleitenden fachspezifischen Arbeit der einzelnen Bündnispartner und weiterer herangezogener externer Mitwirkender geht es den drei Vereinen auch darum, das Vorhaben durch die Akquise von Projektmitteln abzusichern, außerdem die Beteiligung und Erreichbarkeit der entsprechenden Teilnehmerklientel zu realisieren. Alle Kooperationspartner wirken vernetzend, kulturpartner- und teilnehmervermittelnd, sie reflektieren regelmäßig die Projektprozesse und ergänzen und bereichern sich fachlich im Austausch und Diskursen. Dabei fokussieren sie das Ziel, Kindern und Jugendlichen mit Defiziten unterschiedlicher Ausprägung eine entsprechende Präsenz zu geben, innerhalb derer sie positive Erlebnisse haben, Erfolge verweisen können, sich und andere wertschätzen lernen, Ängste abbauen und in der zusammenführenden, gemeinsamen Aktion Persönlichkeitsstärkung und ein weitere Aktivitäten mobilisierendes Selbstbewusstsein erlangen. Das Sport- und Kulturbündnis sieht sich auch in der Aufgabe der Verknüpfung von zentrumsfernen Stadtteilen mit dem innerstädtischen Raum, um mit Sport- und Kulturangeboten vordergründig zur Gewinnung schwer erreichbarer Jugendlicher beizutragen, damit auch Reize zu schaffen, dass die Teilnehmer/innen sich aus ihrer oft einschränkenden Umgebung herausbegeben und ihren Wohnort erweiternd und persönlichkeitsfördernd differenziert erfahren.
Insgesamt gibt das Bündnis in der gemeinsamen Arbeit Impulse, dass sich sowohl Projektbetreuende als auch Teilnehmer/innen innerhalb einer neuen, erweiterten Qualitätsdimension bezüglich eines komplexen Verständnisses von Kultur, Sport und Kunst bewegen.


Bündnispartner und deren spezifische Aufgaben (enger Bezug zur Kooperationsvereinbarung)

Die hier beschriebenen spezifischen Aufgaben der einzelnen Bündnispartner finden sich auch in der beigefügten Kooperationsvereinbarung in der Anlage wieder:

Theater im Palais e. V.

Das Theater im Palais e. V. sieht sich in der Verantwortung als Projektträger und leistet in enger Zusammenarbeit mit der Kulturagentin des Netzwerkes Erfurt – Stadt die Projektmanagementarbeit (das Modellprogramm „Kulturagenten für kreative Schulen“ befindet sich seit September 2015 in einer vierjährigen Transferphase und gewährleistet die Teilnehmer und Kulturpartner akquirierende, vermittelnde, vernetzende und verstetigende Arbeit der Kulturagentin auch für externe Initiativen). Der Maßnahmenträger erfüllt damit koordinierende und administrative Aufgaben. Der gemeinnützige Verein übernimmt als außerschulischer Träger die Antragstellung, Organisation, Mittelverwaltung und zahlenmäßige Abrechnung des Vorhabens, außerdem die projektbegleitende Öffentlichkeitsarbeit und Überwachung der Prozessdokumentation und Ergebnissicherung. Als Projektleitung setzt er eine verantwortliche Theaterpädagogin/Theatertherapeutin ein. Diese ist zuständig für die  Abstimmung mit den anderen Sport- und Kulturpartnern über sportbezogene und künstlerisch-kulturelle Inhalte, Ziele, den Ablauf, methodisches Vorgehen sowie Techniken und Strategien zur qualitätsorientierten Umsetzung der Maßnahme und legt diese letztendlich fest. In der konzeptuellen Entwicklungsphase, auch während der sportlichen Aktivitäten und kulturellen Prozesse sorgt das Theater im Palais e. V. für einen ausreichenden Austausch und damit verbundenen Terminen zum Diskurs, zur Reflexion während der Maßnahme und  hinsichtlich der Evaluation im Anschluss an das komplexe Vorhaben.

Der Verein trägt zur Klärung der Aufsichtspflicht für die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen gemeinsam mit der angebundenen Schule bei. Er ist zudem als Auftraggeber der entscheidende Ansprechpartner gegenüber Personal, Honorarkräften und/oder Ehrenamtlichen und überwacht die termingebundene Umsetzung entsprechend der Vereinbarungen. Drei professionelle Angebotsleiter (Theaterpädagogin und –therapeutin, zwei Schauspieler) werden vom Theater im Palais e.V. vermittelt. Außerdem stellt der Verein für das Angebot „Darstellendes Spiel“, für Probenarbeit und individuelle Förderung den Theaterraum ohne Kostenverpflichtung den Teilnehmer/innen zur Verfügung. Während der Präsentationen sorgt der Verein für die Bereitstellung eines Teils der technischen Ausstattung des Vorhabens. Außerdem finden Austauschrunden in den Räumen des Theaters statt. Weiterhin kann auf den Kostümfundus des Theaters zurückgegriffen werden.

Die Kulturagentin sorgt nach Beauftragung durch den Verein für eine enge Zusammenarbeit des Projektträgers mit kommunalen Partnern, vor allem aber für die Kontakte zu pädagogischen und sozialpädagogischen Teams bezüglich der Begleitung der Teilnehmergruppen.

Da es sich um ein Sportvorhaben mit künstlerischer Anbindung handelt, sieht sich der Verein auch in der Verantwortung der Überwachung der künstlerischen Qualität und damit verbundener effektiver, inhaltsentsprechender Vernetzung der Kulturpartner und –institutionen. Die Mitarbeiter arbeiten auch außerhalb des Projekts eng mit Schulen und Sozialeinrichtungen zusammen und haben über diese Referenzen in bewährten Kooperationen ein Gespür und Strategien entwickelt, wie man junge Menschen in bewegungsorientierte und darstellende Aktivitäten einbindet. Ebenso kommen ihre pädagogisch-therapeutischen Fähigkeiten im Umgang mit heterogenen Gruppen zum Einsatz.

Erfurter Fechtzentrum En Garde e. V.

Der En Garde e. V. sieht sich als zweiter sportlicher Bündnispartner gemeinsam mit dem Projektträger mit in der Verantwortung hinsichtlich der Mobilisierung der Teilnehmer/innen zu sport- und bewegungsförderlichen Aktivitäten und damit auch zur Umsetzung eines Vorhabens, das der Interdisziplinarität durch das Zusammenfließen bestimmter Sport- und Tanzarten, darstellender Abläufe und rhythmisch-musikalischer Sequenzen gerecht wird.

Mit der Mitwirkung des Fechtzentrums Erfurt wird nicht nur der Zugang zu einem renommierten Sportverein der Stadt gewährleistet, indem eine Verbindung eines formalen Bildungsortes/Sozialraumes (Thüringer Gemeinschaftsschule Am Roten Berg) zum Verein hergestellt wird, sondern es wird den Beteiligten ebenso die Auseinandersetzung mit einer der ersten wettkampfträchtigen Sportarten ermöglicht. Zudem werden kulturelle Pforten hinsichtlich der Historizität des Fechtens (Antike, Mittelalter, Renaissance) den Teilnehmern geöffnet. Diese Sportart legitimiert sich also bezüglich der Zielsetzung der Ergründung des mittelalterlichen Stadtkerns. Die vom Verein gestellten Experten schaffen in der Vermittlung der sportartbezogenen Grundlagen Situationen, in der sport- und kulturbenachteiligte Kinder und Jugendliche sowohl historische Kampfduelle imaginieren können, aber auch die Techniken dieser Kampfsportart erproben.

Der En Garde e. V. ermöglicht in enger Zusammenarbeit mit Sportlehrern der eingebundenen Schule die freiwillige, authentische Beteiligung von Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Er arbeitet eng mit dem Projektträger zusammen und sorgt hier ebenso für eine intensive vorbereitende Prozessbegleitung und das Betreuen des Parcours. Der Sportverein stellt einen erheblichen Teil der Fechtausstattung, besonders technische, inventarisierte Objekte. Ein Übungsleiter wird für die Dauer der Maßnahme vermittelt. Außerdem ist der dokumentierende Fotograf eng mit dem Verein verwoben und wird auch in seinem künstlerischen Angebot die sportliche Expertise nicht außer Acht lassen.

Erfurter Rollrunde e. V.

Die Erfurter Rollrunde e. V. bringt  einen  Experten für einen Longboard-Workshop in das Projekt mit ein. Dazu stellt er auch entsprechende Sportgeräte (Longboards) zur Verfügung. Mit dem Integrieren dieser alternativen Fortbewegungsmöglichkeit und gleichzeitig sehr jugendgemäßen sportlichen Betätigung (Pushen, Carven, Sliden) wirkt der Verein besonders motivierend und weckt Interesse zur Umsetzung eines gemeinsamen sportlich ansprechenden, abenteuerlichen Events im öffentlichen Raum. Die Mitwirkenden des Vereins greifen auf Erfahrungen der Realisierung von Aktionen im innerstädtischen Bereich zurück und beraten im Projektprozess zu den Sicherheitsbestimmungen und Modalitäten der Vorbereitung eines urbanen Parcours (Koordinieren und Eskortieren von Sportgruppen, Einholen von Genehmigungen zur Nutzung öffentlicher Plätze, Vermeidung von Unfällen, Verantwortungen bezüglich der Beaufsichtigung von teilnehmenden Kindern und Jugendlichen, Versicherungsrechtliches). Die Bedingungen zur Umsetzung des gemeinsamen Sporterlebnisses werden in enger Abstimmung mit der Schule, der Kulturdirektion Erfurt, dem Ordnungsamt und mit den Erziehungsberechtigten der Teilnehmer/innen erfüllt.

Zielgruppen des Vorhabens

Für die Umsetzung des Inszenierungsvorhabens sollen 7- bis 16jährige Teilnehmer/innen erreicht werden. In Nachmittagsangeboten und einer außerunterrichtlichen Maßnahmewoche, außerdem in einer öffentlichen Großaktion an einem Wochenende wird speziell eine jugendliche Klientel angesprochen, die entweder so gut wie keine Einblicke in Spezifisches besonderer Sportarten bzw. kaum Kenntnisse über die Mannigfaltigkeit des Sports besitzt, der oftmals auch das Verständnis und die Erfahrung von Bewegungsvielfalt fehlt, die zudem auch aktivitätsfern sein kann bzw. kaum Zugang zu Sportstätten und Kulturinstitutionen findet. Im Erfurter ROLL(en)SPIEL werden Teilnehmer/innen angesprochen, denen unabhängig von ihrer Herkunft und von ihren sportlich-körperlichen und sozialen Voraussetzungen Bewegungsförderung zuteilwerden soll. Die Bündnispartner arbeiten netzwerkartig zusammen und gehen auf potentielle Teilnehmer/innen einer Thüringer Gemeinschaftsschule zu. Außerdem werden Kontakte zu dem im Umfeld der Bildungseinrichtung liegenden Sozialräume und Freizeittreffs hergestellt, um sportliche, choreografische oder auch künstlerisch-ästhetische Abläufe über die Bildungsinstitution hinaus zu implementieren und auch im Nachgang an das Vorhaben einen Ideen- und Erfahrungspool bereitzustellen, wie authentisch beteiligende Prozesse für benachteiligte Kinder und Jugendliche umgesetzt werden können. Alle Maßnahmen verstehen sich hierbei auch als Inklusionsangebote hinsichtlich sozialer, motorischer und kognitiver Einschränkungen. Innerhalb der Projektprozesse und präsentierenden Aktivitäten soll eine heterogene Zielgruppe unter Berücksichtigung unterschiedlicher Interessen und Neigungen  erreicht werden. Vordergründig geht es sicherlich darum, Kinder und Jugendliche zu sportlichem Tatendrang zu mobilisieren, aber auch die Teilnehmer/innen mit einzubeziehen, die nur in unterschiedlichem Ausmaß auf darbietenden und Sportaktionsplattformen stehen möchten, um schließlich auch deren Mobilität und Bewegungsfreudigkeit zu wecken bzw. anzukurbeln. Aus diesem Grund wurde in der Konzeptentwicklung des Vorhabens nicht nur an einer Sportart festgehalten. Neben den Sportprozessen realisiert sich über die Berücksichtigung der Talente und Interessen, der Altersspezifik, auch unter Beachtung eines differenzierten Beziehungs- und Bildungshorizonts ein interdisziplinärer, spartenübergreifender, eng an den  Rollsport und das Bewegungstheater gekoppelter erlebnispädagogischer Ablauf, indem sich jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer aus den heterogenen Gruppen* wiederfinden und mit den Tätigkeiten und Aktionen identifizieren soll.

* In das Vorhaben werden außerdem Flüchtlingskinder integriert. Hier ist neben emotionalen und psychischen Besonderheiten aufgrund ihrer Erlebnisse in Kriegsgebieten auch zu berücksichtigen, dass diese zusätzlich sprachliche Barrieren überwinden müssen. Angestrebt wird hier eine uneingeschränkte Mitwirkung am Vorhaben, sowohl kommunikativ als auch sportlich-kulturell. Im Projekt ist angedacht, die Flüchtlinge genauso in die Projektgruppen über interessengebundene Einwahl einzubinden. Dazu wird der Einsatz einer/s Dolmetscherin/s notwendig sein (geplant ist die Mitwirkung einer Islamwissenschaftlerin, die ein gutes Persisch spricht, gleichzeitig Erfahrungen im Realisieren interkultureller Projekte besitzt), ebenso die Mitwirkung von DaZ-Pädagogen. Kooperationspartner und pädagogische Betreuer müssen zudem hinsichtlich der interkulturellen Kompetenz sensibilisiert werden. Angedacht ist weiterhin, über das Amt für Bildung einen kurdischen Künstler, der mehrere Varianten des Arabischen spricht, an das Vorhaben anzudocken. Mit ihm wurden in der Erfurter Region schon mehrfach interkulturelle Projekte durchgeführt. Beteiligte mit Migrationshintergrund sollen sich nicht nur durch Nachahmen einbringen können oder durch Wahrnehmen (auch Übersetzen) von Fremdgeschehen, das um sie herum passiert, sondern sie sollen die Darbietungen im Parcours eigenschöpferisch bereichern. Eine authentische Kommunikation (und hier eben auch in ihrer Muttersprache) ist nicht wegzudenken, auch wenn Bewegungsprozesse und darstellende Abläufe viele Inhalte nonverbal verständlich machen und visualisieren.


Bildungsbenachteiligung

In der Auseinandersetzung mit dem Begriff der Bildungsbenachteiligung ist festzustellen, dass ein großer Teil der potentiellen Teilnehmer/innen von einer eingeschränkten Teilhabe am gesellschaftlichen und damit auch von einer verminderten aktiven Beteiligung am sportlichen und kulturellen Leben betroffen ist. Ihnen fehlen aufgrund des Sozialstatus der Eltern (siehe Sozialraumbeschreibung) materielle und finanzielle Möglichkeiten (bei Flüchtlingskindern auch die sprachlichen Fähigkeiten für uneingeschränkte Beteiligung), zudem auch oft die geistigen Voraussetzungen, aktiv in gesellschaftliche Prozesse einzugreifen, mitzuwirken und sich allseitig intellektuell, bewegungsorientiert und kulturell zu entfalten. Fast alle Ursachen für soziale Benachteiligung lassen sich bei einer hohen Anzahl der Teilnehmerklientel teilweise geballt oder in Kombination aufspüren. So gibt es Elternhäuser, in denen mit Langzeitarbeitslosigkeit umgegangen werden muss. Zudem verfügen schon Eltern nicht über das notwendige Gespür, die Motivation und die entsprechende Bildung, sich verantwortungsbewusst für das Vorankommen ihres Kindes zu bemühen, ihre Schützlinge auch in Kultureinrichtungen oder Sportstätten anzumelden, sie dorthin zu begleiten. Viele der Mitwirkenden – ohne die Kinder und Jugendlichen verletzend zu stigmatisieren – wirken kaum oder gar nicht in Sportvereinen mit oder kommen selten bzw. gar nicht in den Genuss künstlerisch-kultureller Teilhabe. Sind Kinder durch ihre Herkunft mit Defiziten besetzt bzw. erfahren sie durch die Bedingungen im Elternhaus oder im allgemeinen sozialen Umfeld Einschränkungen, so ist es erfahrungsgemäß nicht von der Hand zu weisen, dass sich Problematiken übertragen. Konfliktbesetzte Haltungen sind die Folge. Ebenfalls Trennungskinder und die damit auftretenden sozialen Einschnitte und Verhaltensauffälligkeiten führen zu Hemmnissen in der Entwicklung der Kinder und Jugendlichen. Mit kreativitäts- und bewegungsfördernden Maßnahmen, auch mit ästhetischen Strategien und nicht zuletzt mit Aktivitäten, innerhalb derer sich die Teilnehmer/innen ihrer Ausdruckskraft, ihrem Durchhaltevermögen und Leistungspotenzial bewusst werden, gelingt eine Wahrnehmungsschärfung für Problematisches, dem man in eigenständig erschaffener sportlich-kultureller Aktion begegnet.


Erreichen der Zielgruppe

Die Erreichbarkeit der einzelnen Zielgruppen für die Bewegungs- und Kulturangebote realisiert sich über die verschiedenen Bündnis- und weitere externe Kultur- und Sozialpartner (auch interkulturelle Pädagogen/Übersetzer), wird vorrangig jedoch über den formalen Bildungsort der Thüringer Gemeinschaftsschule bewerkstelligt. Angedacht ist im Vorfeld der Maßnahmewoche ein Nachmittagskurs, innerhalb dessen Kinder und Jugendliche partizipierend projektvorbereitend wirksam werden. Dies soll freiwillig und aus eigener Motivation heraus erfolgen. Hier schafft die Kulturagentin ein Angebot einer jungen Steuergruppe, die sich regelmäßig am formalen Bildungsort zusammenfindet, um von den Bedürfnissen der Teilnehmer/innen ausgehend die verschiedenen Teilvorhaben des Gesamtkonzepts zu planen. Hier werden junge Menschen dazu mobilisiert, Gedanken zur Entwicklung einer besonderen Aktion hervorzubringen, Umfragen in ihren Peers zu starten, aus welchen Bewegungsangeboten und künstlerisch-kulturellen Plattformen sich der zu gestaltende urbane Parcours zusammensetzen soll. Berücksichtigt wird hierbei schon in der Projektkonzeption, dass im Vorfeld besonders Übungsleiter und Künstler angesprochen werden, die über mehrere Expertisen verfügen. Somit können sich die mitwirkenden Kooperationen auch flexibel auf Interessen, Wünsche und Bedürfnisse einstellen und sprechen die beteiligte Klientel besser an.

Einen optimaleren Zuspruch und Authentizität in der Mitgestaltung gelingt außerdem durch Prozesse auf Augenhöhe. So ist ebenfalls vorgesehen, Vertreter aus dem potentiellen Teilnehmerkreis in Teambesprechungen zwischen pädagogischen Betreuern und den externen Experten mit einzubinden. Die jungen Teilnehmer/innen sollen überzeugt sein, dass das Vorhaben nicht an ihren Ambitionen vorbeigeplant wird. In Vorbereitung auf die Maßnahmenwoche werden die Mitglieder der Steuergruppe außerdem den innerstädtischen Kulturraum begehen, an einer Stadtführung teilnehmen und diskutieren, welche historischen oder auch modernen Orte für sie bedeutsam erscheinen, was sie im Stadtzentrum anspricht und auch dazu reizt, etwas zu nutzen, auch ästhetisch auf ihre ganz persönliche Art und Weise aufzugreifen, dabei auch etwas ablehnen zu dürfen oder zu intervenieren. Nur in der Akzeptanz dessen, was diese Kinder und Jugendlichen stellvertretend und abgestimmt mit ihrem Umfeld äußern, welche Ideen sie entwickeln und welche Bedarfe sie zusammentragen, daraus können teilnehmergerechte Vorhaben entstehen. Der Parcours in seiner Vielfalt an aktionsauslösenden Angeboten ist schließlich als Erlebnisraum zu verstehen, in dem aufgedrückte Rollen und Pseudoentscheidungen, was gut für die Klientel ist, vermieden werden sollen. Der kulturelle Rundgang auf Rollen unterliegt den Anforderungen, lebensgestaltendes Handeln intrinsisch auszulösen, Subjektives, Individuelles zu berücksichtigen, auch wenn begleitende Pädagogen, Trainer und Künstler ein Strukturgerüst für das Vorhaben schaffen und konzeptuell mögliche Inhalte imaginieren. Der zu realisierende Beteiligungsprozess bleibt im Vorhaben ein offener, nicht rein auf das vorgefertigte Resultat hinauslaufender Vorgang. Die integrierten Kinder und Jugendlichen gewinnen im Projekt an Überzeugung, etwas ganz eigenes im Sinne ihrer Welterschließung selbstbestimmend und aus eigener Verantwortung heraus initiiert, geplant, koordiniert, inhaltlich gestaltet zu haben. Für die Beteiligten stellt das komplexe Vorhaben damit ein authentisches Agieren dar, sich gesellschaftliches Leben anzueignen und produktiv, dynamisch in öffentliches Geschehen einzugreifen. Daraus ergeben sich durch gestärktes Selbstwertgefühl wiederum Impulse, sich in neue, fortfolgende Vorhaben weiter einzubringen.

Darstellung der sozialräumlichen Gegebenheiten

Die Jugendsozialarbeit im schulischen und Sozialraum wird in ihrer täglichen Arbeit mit vielschichtigen Problemlagen der Kinder und Jugendlichen auch vor dem Hintergrund der Bildungsbenachteiligung konfrontiert. Neben den sozialpädagogischen Anforderungen gilt es, Anreize vor allem im Bereich der kulturellen Jugendbildung und sportbezogenen Teilhabe für Teilnehmer/innen an Arbeitsgemeinschaften in Schulen, für Mitglieder in Sportgruppen der Sportvereine oder aber auch für Besucher von Jugendclubs und Freizeittreffs entsprechend ihrer Bedürfnisse, Wünsche und Vorstellungen zu schaffen, da nachfolgend aufgeführte Punkte erkennen lassen, dass ein entsprechender Bedarf zur Förderung besteht.
Ein großer Teil der Eltern der Teilnehmerklientel ist alleinerziehend und/oder arbeitslos. Demzufolge haben die Kinder und Jugendlichen einen erschwerten Zugang zu Sport- und kulturellen Angeboten, u.a. auch durch fehlende finanzielle Mittel (nicht zu vergessen ist die Erwähnung, dass Kinder und Jugendliche im abgelegenen Stadtteil/Plattenbaugebiet Roter Berg bestimmte Kultur- und Sportstätten gar nicht erreichen, auch nicht die Bereitschaft besitzen, ihre Wohnumfeld aufzubrechen und zu verlassen).

Ebenso ist bei den potentiellen Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein problematischer Umgang mit partnerschaftlichen Beziehungen zu beobachten. Häufig wechselnde Beziehungen und die damit verbundene  soziale Instabilität sowie fehlendes positives familiäres Vorleben sind ebenso zu verzeichnen. Aus diesen sozialen Defiziten heraus entwickelt sich neben psychosozialen Auffälligkeiten auch ein falsches Ernährungsverhalten, zuzüglich einer nachlassenden Bewegungsmotivation bis hin zu Übergewicht und Aktionsarmut. Viele Kinder und Jugendliche, die in das Projekt integriert werden sollen, leiden unter dem Alltagsdruck, unter Versagens- und Verlustängsten. Die angebundene Schule gilt als auffällige Institution hinsichtlich einer über 10%igen Schulabbrecherquote und ist demzufolge bereits an ein Förderprogramm des ESF angeschlossen. Aus den negativen Alltagserfahrungen der Kinder und Jugendlichen resultieren letztendlich auch negative Körper- und Persönlichkeitserlebnisse, damit einhergehend auch emotionaler Stress mit möglicher Totalresignation und Selbstverletzung. Hier müssen Aktivitäten ansetzen, die den Jugendlichen eine Vielzahl multisensorischer Wahrnehmungen gewährleisten.
Wichtig erscheint bei der sozialräumlichen Darstellung auch die Erwähnung einer gestörten Kommunikation vieler Teilnehmer/innen. So verfügen die Jugendlichen nicht oder nur unzureichend über Gesprächsstrategien oder Kommunikationsstrukturen, Befindlichkeiten und Absichten korrekt zu entäußern oder sich konfliktlösend in den Peers auszutauschen. Oftmals führt dies zum Entblößen des inneren „Ichs“. Vertrautes wird in die Öffentlichkeit getragen, gestörtes Vertrauen und wiederum der Rückzug aus einem sozialen Umfeld, das ein Mitagieren ermöglicht, sind die Folge.  

Außerdem zeigt die Zielgruppe einen problematischen Umgang mit Medien und dazugehörigen sozialen Netzwerken. Unreflektiert erfolgt oft ein Austausch von Persönlichem, man neigt zu idealisierten Darstellungen, negiert das eigene reale Erscheinungsbild, zudem führt der übermäßige Medienkonsum über Fernsehshows, Daily Soaps, über PC-Spiele und grenzenlose Handynutzung ebenso zu Bewegungsmangel. 

Desolate Alltagskulturen und mangelndes Selbstwertgefühl rufen nicht zuletzt Tendenzen von Rechtsaffinität hervor, münden in Gewalterfahrungen, Aggressionsbereitschaft und schaffen eine niedrige Frustrationstoleranz. Verweigerungshaltungen werden geschürt, die Beteiligung und Mobilität in jeder Hinsicht lassen nach. Vergessen werden darf hierbei auch nicht die Nennung bestehenden Suchtpotentials und der damit einhergehende Umgang mit schädigenden Substanzen einiger potentieller Mitwirkender. Die Teilhabe an gemeinsamen Sportereignissen soll hier persönlichkeitsstärkend und interaktionsfördernd ansetzen.

Die in das Projekt eingebundenen Flüchtlingskinder wohnen in verschiedenen Flüchtlingsunterkünften der Stadt, kommen größtenteils aber aus einer Unterbringung, die sich in der Nähe der Plattenbausiedlung befindet. Hier wurde ein leerstehendes Gebäude innerhalb eines Industriegebiets als Erstunterkunft hergerichtet. Wohnkultur und ein für die kindliche Entwicklung optimales Umfeld mit Spielplätzen und bewegungsfördernden Anlagen sind hier überhaupt nicht gegeben. Bleiben die jungen Menschen nur alleine in dieser Region sich selbst überlassen, wird Integration nicht gelingen. Die Einbindung in das Projekt führt effektiv dazu, dass die Kinder und Jugendlichen die Stadt, in der sie angekommen sind, kennenlernen können.


Beschreibung der Maßnahme

Der Kurzbeschreibung zum Projekt ist zu entnehmen, dass alle Bündnispartner einen sparten- und sportartenübergreifenden Bewegungsparcours zur multisensorischen Erlebbarkeit des urbanen und Kulturraumes anstreben. Dies soll unter Beachtung der Partizipation und Teilhabe möglichst vieler sport- und kulturbenachteiligter Kinder und Jugendlicher geschehen. Die Teilnehmer/innen sollen in bewegungsfördernde und Handlungsfreudigkeit auslösende Prozesse eingebunden werden, aber auch neben den sportbezogenen Erfahrungen kreative Abläufe zur Gewährleistung ästhetischer Wahrnehmungen und künstlerischer Entfaltung geboten bekommen. Im Prozess spielen der Erlebnis- und Spannungshunger, der Aktion- sowie der Spieltrieb von Kindern und Jugendlichen eine starke Rolle. Impulse werden hinsichtlich des Interesses, selbst zu agieren und öffentlichkeitswirksam in Aktion zu treten, gegeben. Die Umsetzung der Aktivitäten ist stark an die Erfahrungswelt der Mitwirkenden geknüpft. Bewusst werden urbane, jugendgerechte, moderne Kunstformen und Ausdrucksmöglichkeiten, beispielsweise Hip Hop, Breakdance, Inlineskaten, Skateboarden, Graffiti, Rap,… in das Projekt integriert, um somit den architektonischen Ort – ob in seiner Funktion profan oder sakral – zum bedeutsamen, wertgeschätzten Bewegungs- und Kulturraum entwickeln zu lassen. Umschlossen wird das Parcoursnetz von einer Rahmenhandlung einer regional bezogenen Sage, der Erfurter Tanz- und Kinderzüge. Diese erfährt wiederum Transformation in die Gegenwart.

Historisches Fundament bildet dabei das Geschehnis, bei dem Erfurter Kinder auf mysteriöse Weise verschwinden, weil sie ein Knabe aus der Stadt lockt und dazu bewegt, eine Wanderung zu unternehmen. Das Kriterium der Wanderschaft (hier der inszenierten Tour zur Erlebnisraumerfahrung), der Impuls bzw. die Motivation zur Bewegung werden aufgegriffen und fließen in die Umsetzung modern und zeitbezogen, auch die Bedürfnisse und Gestaltungsinteressen der Teilnehmer berücksichtigend ein. Dominierend bilden zwei Bereiche bzw. Bewegungsformen die Haupttendenz der Realisierung des Parcours, das darstellende Spiel/Bewegungstheater sowie der Rollsport/Fortbewegung auf Rollen und Rädern. Die Teilnehmer erarbeiten weiterhin Choreografien, Gesang-, Klangcollagen, Bewegungssequenzen, bildnerische Resultate und Objekte, auch Dokumentierendes im Bereich des Tanztheaters, der Szenekunst/Graffiti und Breakdance, im Rap, im Theaterspielen, über die Bühnenbildgestaltung, Akrobatik, Jonglage und Poi-Choreografie, über Percussion und Kompositorisches sowie Fotografie und Film. Einen weiteren Höhepunkt innerhalb des Vorhabens bildet der handwerklich orientierte Bau einer transportablen Wagenbühne.

Zur Umsetzung dieses komplexen Parcours-Ereignisses gehen drei Sport- und Kulturvereine ein Bildungsbündnis ein, um wiederum die Expertise weiterer Kooperationspartner heranzuziehen, damit der Vorbereitungsprozess, dass Einstudieren der Sequenzen und Choreografien, das Training und Gestalten in den verschiedenen Angeboten sowohl reibungslos als auch unter dem Fokus sportlicher Qualität und künstlerischer Dimension gelingt. Projektträger des Vorhabens ist das Theater im Palais Erfurt e.V.. Unterstützend wirken die Erfurter Rollrunde e.V. sowie das Erfurter Fechtzentrum En Garde e.V. mit. Zirkuspädagogisch unterstützt wird das Vorhaben durch die Kinder- und Jugendvereinigung Weimar e.V. (Kinder- und Jugendzirkus Tasifan).

Dem potentiellen Vorhaben liegt ein konzeptentwickelnder, erarbeitender Diskurs zwischen Trainern/Übungsleitern, Künstlern, Theater- und Tanzpädagogen, auch der Kulturagentin zugrunde. Dieses Expertenteam erhebt den Anspruch, gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen auf mannigfaltige innerstädtische Erkundung zu gehen und über diese besondere Kulturraumerfahrung eine Umwandlung gewohnter Exkursionsrituale herbeizuführen. Mit dem Entwurfsgerüst für ein mögliches sportlich-kulturelles Projektgeschehen erfolgte außerdem eine Abklärung mit der Leitungsebene des formalen Bildungsortes sowie mit den Sozialraumpartnern (TGS Roter Berg/Plattenbausiedlung Roter Berg/dort befindliches Jugendhaus).

Als Projekteinstieg ist zum Jahresbeginn 2016 innerhalb eines Nachmittagsangebots die Vorstellung des Vorhabens vor pädagogischen Partnern des formalen Bildungsortes sowie vor den Schülersprechern der einzelnen Lerngruppen geplant. Diese Einführungsveranstaltung wird von der Kulturagentin und der Projektverantwortlichen Theaterpädagogin angeleitet. Unmittelbar daran anknüpfend gründet sich eine Projektplanungsgruppe aus dem gesamten Kreis der potentiellen jungen Teilnehmer. Diese Projektplanungsgruppe findet sich in einem Nachmittagskurs wöchentlich bis zum Schuljahresende zusammen und bereitet den Schnupperparcours sowie eine Maßnahmenwoche inhaltlich, koordinierend und logistisch gemeinsam mit der anleitenden Kulturagentin vor. Hierbei handelt es sich um ein partizipierendes Freizeitangebot, das zum einen zum Kennenlernen des Projekts dient, die altersgerechte Auseinandersetzung mit der Stadt gewährleistet und dabei authentisch die Bedürfnisse der Beteiligten berücksichtigt. Die Kulturagentin lotet mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gemeinsam aus, welche Orte sie wirklich im Stadtzentrum interessieren, welche Bereiche sie kennen und auch näher ergründen wollen. Über einen Katalog an möglichen Sparten und sportlichen Angeboten eröffnet die Kulturagentin alternative Herangehensweisen, wie man sich dem öffentlichen Raum nähern könnte. Auch hier sind noch keine endgültigen Festlegungen getroffen, sondern erwarten Resonanz von den Beteiligten der Projektplanungsgruppe. Diese Mitwirkenden holen dazu auch über Befragungen Haltungen, Ideen, Ansprüche und Interessen der gesamten Teilnehmerschaft ein und werten diese aus. Im Nachmittagskurs werden die Fragebögen gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen entwickelt. Hier soll das Bewegungs- und Freizeitverhalten, auch das Wissen zu Sportarten, die individuellen Lieblingssportarten, Hobbys, die Kenntnisse zum sozialen Umfeld und Wohnort, schließlich auch die persönliche Teilhabe an Sport, Kunst und Kultur ergründet werden. Parallel zu dem projektvorbereitenden Kurs kontaktiert die Kulturagentin immer wieder die für die Maßnahmenwoche vorgesehenen Experten, damit diese sich in ihrer inhaltlichen Planung flexibel auf die Bedürfnisse der Teilnehmer/innen einstellen können.


Die Mitglieder der Projektplanungsgruppe organisieren aber nicht nur den Einwahlparcours und die Sport- und Kulturangebote, sie sind auch zuständig für den innerstädtischen Erlebnisparcours. Sie entwickeln dafür - angelehnt an die Sage der „Erfurter Kinderzüge“ - Aufgaben und Rätsel, auch Tour-Anweisungen bzw. kurze Erzähltexte, um letztendlich den moderne Kinder-und Jugendzug zu den einzelnen kulturellen Orten zu lenken und zu leiten, auch Verknüpfungen herzustellen zwischen der Sage und den lokalen Darbietungen. Außerdem nehmen die Gruppenmitglieder an der Konferenz zwischen Künstlern und Sportpartnern sowie pädagogischen Betreuern im April 2016 teil. Über sportliches Vorgehen und darstellende Methoden lernen sich alle Teampartner kennen. Die projektverantwortliche Theaterpädagogin wird hierfür ein Kennlernspiel aus dem Bereich des Bewegungstheaters (Einbeziehung Mimik, Gestik, Erinnerungstraining) entwickeln. Ein roter Faden als Symbol für die Via Regia, die sich durch das Stadtzentrum Erfurts bewegt, wird ausgelegt. An einer Seite legen die pädagogischen Betreuer ihre Namenskarten nach der Vorstellungsrunde an, ebenso tun dies die Künstler und Sportpartner auf der anderen Seite. Auf der symbolischen Via Regia werden kulturelle Orte aufgebracht. Diesem Procedere schließt sich eine kurze Darbietung der einzelnen Experten an. Diese finden sich jeweils paarweise oder zu dritt zusammen und stellen in einer kleinen 2-3minütigen Performance bzw. durch einen Kurzvortrag oder mitgebrachte Utensilien ihre Expertise vor. Im Anschluss daran erfolgt durch Schieben der Namens- und Kulturortkarten am roten Faden die Teambildung, der letztendlich individuelle Gespräche und terminliche Vereinbarungen folgen. Die Mikroteams beraten von da an das weitere Vorgehen bezüglich der Projektvorbereitung. Sie suchen individuell die entsprechenden Kulturinstitutionen und Kulturorte auf. In diesen Entwicklungsprozess greift natürlich auch die Kulturagentin immer wieder beratend, begleitend und vermittelnd ein. Das Freizeitangebot des Schnupperparcours (einschließlich der Bestimmung der Expertenpaare, Raumverteilung, Logistik und Koordination, Einwahlprocedere) wird in einer Nachmittagsberatung im Mai 2016 allen Projektbegleitern vorgestellt. Hier agieren die Mitglieder der Projektplanungsgruppe. Der Schnupperparcours findet im Juni 2016 auch als Freizeitangebot am Nachmittag statt. Dieser soll ebenfalls von der Projektplanungsgruppe strukturell vorbereitet werden. Vorgesehen ist möglicherweise die Belegung von zehn Räumen am formalen Bildungsort. Dort werden jeweils zwei Experten ihre künstlerische Expertise bzw. das sportliche Know-how in kleinen Sequenzen in zwei Präsentationsdurchgängen mit jeweils fünf Kurzpräsentationen vor den Kindern und Jugendlichen vorstellen. Nach der Kennlernaktion können alle Teilnehmer/innen drei Angebotswünsche nach einer gewissen Interessenswertigkeit abgeben und werden dann von den pädagogischen Betreuern in die Workshoplisten eingeordnet.

Die Maßnahmenwoche, die den urbanen Erlebnisparcours mit sportlichen Aktivitäten und künstlerisch-kulturellen Darbietungen in Anbindung an die Kulturorte ausfüllt, findet in der Zeit vom 15. August 2016 bis zum 19. August 2016 statt. Sie grenzt unmittelbar an die Sommerferien an und ist als vom Curriculum vollständig abzugrenzender Prozess zu betrachten. Der offizielle Schuljahresplan sowie der Einstieg in die einzelnen Unterrichtsfächer haben hier zu diesem Zeitpunkt noch nicht eingesetzt. Im Freizeitvorhaben werden die Teilnehmer/innen auch nicht in ihren gewohnten Lerngruppen verbleiben, sondern die schulische Struktur wird vollkommen aufgebrochen. Die Kinder und Jugendlichen wählen sich altersübergreifend, freiwillig und interessenbezogen in die Angebote ein und arbeiten in den Workshops weit über das Maß eines herkömmlichen Schultages hinaus. Die einzelnen Angebote sind als ganztägige Maßnahmen zu verstehen, die sich über eine Betreuungszeit von 8 h erstrecken.

Es erfolgt hier eine Beschreibung potenzieller Angebote und dazugehöriger möglicher Präsentations- und Erlebnisräume. Diese Ausführungen sind als projektimaginierender Entwurf zu verstehen, da die Teilnehmerklientel bisher noch nicht mitbestimmend einbezogen wurde.

Das Bewegungstheater nähert sich möglicherweise dem Stadtzentrum, dem Anger und den dort befindlichen historischen Gebäuden in ihrem Zusammenspiel mit moderner Architektur. Über Körpersprache, Mimik, Gestik, über körperliches Ausdrucksvermögen und Bewegung, auch geräuschuntermalt wird Altes dem Neuen mit darstellenden Methoden gegenübergestellt. Differenzierte, gegensätzliche Bewegungen zeigen Tragendes, Lastendes, Aufbrechendes, die Dynamik sowie Geschwindigkeiten in Bewegungssequenzen beziehen sich auf situatives Geschehen vor Ort. Bezug wird hier zum Beispiel zu Großstadtgeschehen hergestellt. Freeze schaffen zur örtlichen Gegebenheit ein erzählendes Ensemble. Möglicherweise wird auch mit Spiel-, Bewegungs- und Erzählschleifen gearbeitet.

Im Longboard-Workshop setzen sich die Teilnehmer/innen grundlegend mit den Sicherheitsbestimmungen und dem Aufbau des neuen Sportgeräts, dem Longboard, sowie mit theoretischen Kenntnissen dieser besonderen Fortbewegungsart auseinander, bevor sportlich-kunstvolles Agieren einsetzen kann. Trainingsbeginnend wird das Pushen, das Vorankommen – vergleichbar mit dem Antreten eines Rollers – erlernt und Balance einschließlich eines dazugehörigen Sicherheitsgefühls trainiert. Daran anknüpfend üben die Teilnehmer/innen das Bremsen, das Lenken und Carven, möglicherweise auch noch das Sliden, das scharfe Fahren einer Kurve, bei dem das Board Bodenhaftung verliert. Außerdem werden Varianten der Grundlagentechniken experimentell trainiert, das Fortbewegen wird ausgefeilt. Mit dem Longboard befahren Kinder und Jugendlichen schließlich ihren Kulturort (Plätze, Freiflächen an historischen Gebäuden), der hier als Zusammenspiel alternativer, ungewöhnlicher Fortbewegung und baulichem Gefüge, auch unter seinen situativen Besonderheiten für sich originell wirkt. Der öffentliche Raum wird innovativ mit der speziellen Sportart ansteuert, ergründet, bespielt, damit auch speziell ausgefüllt. Die Mitwirkenden heben sich auf ihrem Sportgerät ab vom normalen, gewohnten Erscheinungsbild und lassen den Ort in eine ganz neue Präsenz treten. Sie gestalten damit den urbanen Raum.

Das Tanztheater (auch Hip Hop-Angebot) greift in choreografischen Sequenzen Fassadenbilder von Gilde-und Kaufmannshäusern auf und präsentiert sich mit modernen Bewegungen und Tanzstilen bizarr vor einem architektonischen Komplex. Die historische Erfurter Architektur weist hier an Häusern des Fischmarktes Abbildungen der Tugenden, der Musen, auch der Laster auf. Gebäude lagen gerade dazu einen Narratives in Tanzabläufen zu verarbeiten. Es werden Geschichten zu bedeutsamen Gebäuden erzählt, unterstützen fließt Gestalterisches, die Kostümfertigung, auch individuelle instrumentale und gesangliche Kompetenzen der Teilnehmer/innen mit ein. Außerdem strebt die Bühnentänzerin, die den Workshop anleitet, allen auch Ikonographien und Handlungen von Bildern, die sich in Museen befinden, mittels tänzerischer Gebärden in den öffentlichen Raum zu tragen.

Rezeptiver und produktiver Gegenstand ist möglicherweise im Graffiti- und Breakdance-Workshop ein Reliefbild der siebziger Jahre sowie der Angerbereich. Mittels methodischem Vorgehen in der szenegerechten Anwendung der Urban Culture werden die jungen Teilnehmer/innen dazu angehalten, Veränderungen am öffentlichen Raum durch Benutzung und Umnutzung vorzunehmen. Sie erlernen, trainieren, feilen typische Ausdrucksformen des Szene-Parcours aus und wenden ihr sportlich-künstlerisches Vermögen schließlich zur Einflussnahme auf den Kulturort an. Dabei beleben der Graffiti-Style (Sprühaktionen auf Folien) und Breakdance-Einlagen (Toprocks, Downrocks, Freeze) den Stadtraum. Stillstehendes, Fassaden, Wandreliefs, Unbewegliches erhalten einen Gegenpol durch Dynamisches, Belebtes. Dort, wo Urban Dance geschieht, präsentiert sich authentisches jugendnahes (Aus)Leben und damit das ganz eigene Eingreifen in gesellschaftliche Gegebenheiten.

Auch der Rap-Workshop trägt Inneres eines Gebäudetraktes nach außen. Vergleichbar mit der Entäußerung innerer Befindlichkeiten des Subjekts durch Sprache, Bewegung, Tanz und eben auch in der Anwendung dieser Ausdrucksmöglichkeit versucht der Workshopleiter mittels verschiedener musisch-künstlerischer Methoden, auch durch bewegungsintensives, rhythmusbetontes Agieren das Innere eines geschichtsträchtigen Gedenkortes (ehemaliges Gefängnis der Staatssicherheit) in den öffentlichen Raum zu transportieren. Thematisch orientierter Sprechgesang, d.h. typische Rap-Texte werden kombiniert mit Skategeräuschen, Raumresonanzen, die mit urbanen Gerätschaften erzeugt werden. Haft, Beklemmung, Angst, aber auch Aufbegehren werden hierbei thematisiert. Es werden also Track-Arrangements mittels aufgenommener urbaner Akustik geschaffen, die zu einem dem Rap grundlegenden Rhythmus gemischt werden. Auf diesem Wege gelingt die Verfolgung einer teilnehmernahen einfühlsamen, einprägenden und ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Gedenkort als eine authentisch ansprechende Form, Erinnerungs- und Gedenkkultur zu leben.

Die musikpädagogische und ebenfalls tonal angelegte Arbeit realisiert sich im Percussion- und Körperpercussion-Angebot. Schwerpunkt wird auf experimentelles Umgehen mit Klangwerken sowie auf die körperbezogene Rhythmuserzeugung und schließlich auch auf musiktherapeutisches Vorgehen gelegt. Kombiniert wird die Bewegung durch den Raum mit dem Hervorbringen von Rhythmen. Die akustische Wahrnehmung während des Durchschreitens von Straßentrakten unterstützt hier das Verständnis des Ortes in seiner dreidimensionalen Erscheinung, weil eben dieser durch Klangresonanzen ausgefüllt wird. Lauterzeugung, stimmliche Variationen, auch Atemgeräusche unterstützen das bizarre Klangerlebnis.

Eine Grundlagenvermittlung bezüglich der Wahrnehmung und des Einsatzes des eigenen Körpers einschließlich nonverbaler und verbaler Ausdrucksmöglichkeiten vermittelt das Darstellende Spiel. Ein bedeutsamer Ort (Spielimpuls: jüdisches Leben in der Stadt) wird über das Wirken historischer Persönlichkeiten oder aber auch über Erfundenes, Anekdotisches, Geschichten, Märchenhaftes präsentiert. Bevor die Teilnehmer/innen in Spielaktion und damit in den umfassenden Körpereinsatz treten, setzen sie sich mit Persönlichkeiten, Rollenbiografien auseinander und schreiben Drehbücher/Storyboards für kleine informative, erzählende Spielszenen. Ebenso kommen während des Bewegungstrainings auch das Schulen von Atmung und Stimme nicht zu kurz.

Durch die Expertise eine Bühnen- und Kostümbildners werden die Teilnehmer/innen zum Figurenbau angeregt. Grundlegende Idee ist der Bau einer Großpuppe aus der Erfurter Geschichte (Wolfram, Roland,…), die im Zug mitgeführt wird. Dazu sind sowohl während des Fertigungs- und Gestaltungsprozesses, aber auch im Bespielen des figuralen Resultats mehrere Mitwirkende notwendig. Die Großpuppe soll Arme und Kopf über lange Stangenkonstruktionen bewegen können. Damit wird das Figurentheater zum sportlichen anspruchsvollen Akt. Gearbeitet wird mit alternativen, recycelbaren, auch mit textilen Materialien. ebenso wendet der Künstler mit den Kindern den Graffiti-Style zu farbigen Gestaltung an.

Zirzensische Angebote, hier Jonglage und Akrobatik, imaginieren mittelalterliches Treiben und lassen sich demzufolge an den alten Stadtkern anbinden. Angedacht ist das Bespielen des Wenigemarktes am Eingang der Krämerbrücke (Teil der Via Regia). Im Kennenlernen und Trainieren der Bewegungskunst des Jonglierens gewinnen die Mitwirkenden Fertigkeiten, mehrere Gegenstände (Keulen, Bälle, Ringe) in die Luft zu werfen und in einem Bewegungskreislauf wieder aufzufangen, während sich mindestens ein Gegenstand noch in der Luft befindet. Ebenso wird das Tellerdrehen geübt, außerdem das Spiel mit dem Diabolo, ergänzend auch die Kontaktjonglage. Die Jonglage-Choreografien laufen in Verknüpfung mit den artistischen Angeboten. Hier werden die Teilnehmer/innen hinsichtlich ihrer Koordination und Kondition gefordert. Sie trainieren in turnerischen Übungen Rollen, den Radschlag, Hand- und Kopfstand, entwickeln und bauen menschliche Pyramiden und verweben in diesen akrobatischen Abläufen darstellende Inhalte passend zum Raumerlebnis.

Die Teilnehmer/innen des Poi-Workshops beschäftigen sich mit der Herstellung von eigenen Poi-Spinning-Elementen. Dazu befestigen sie nach Tradition der neuseeländischen Ureinwohner ballartige Körper (Gummibälle, Strohkugeln, Tennisbälle, Stoffbälle, Wollknäule,…) an Bändern. Diese werden für eine besonders effektvolle Wirkung bei Licht mit textilen Stoffbahnen (Seidentücher, Chiffonschals,…) versehen. Mit einer Poi-Expertin und Diplomfotodesignerin erarbeiten die bewegungsfreudigen Teilnehmer/innen rhythmische Abläufe für eine Poi-Darbietung. Die Kinder üben sich dabei in einfachen Bewegungssequenzen, indem sie - in jeder Hand ein Poi haltend - durch Ausnutzung der Zentrifugalkraft dieses in abwechslungsreichen, kreisähnlichen Bahnen (als Anspruch auch überkreuz) um den Körper schwingen. Ziel soll innerhalb des Projekts auch sein, die Bewegungen möglichst kunstvoll, gleichmäßig, dennoch mit neuen Formen variierend zu bewältigen und zu kombinieren. Als Alternative für das Feuer-Spinning werden die Pois mit ungefährlichen Lichtquellen (LED) versehen und damit in abgedunkelten Räumlichkeiten unter längerer Belichtung fotografiert. Dabei entstehen sogenannte Luminogramme, d.h. Lichtmalereien, die die Poi-Licht-Bahnen beinahe „fotomalerisch“ einfangen. Somit setzen sich die im Workshop Agierenden auch mit bestimmten technischen Voraussetzungen fotografischer Effekte auseinander. Mittels der Poi-Choreografie eignet sich die Ergründung einer historischen Mühle. Die Kreisbewegung, das Rotieren in Verbindung mit einer „menschlichen Maschinenreihe“ könnte den Wirkungsmechanismus eines Mahlganges imaginieren.

Im Workshop „Klangperformance I“ arbeitet der Komponist musikalisch, klanglich, choreografisch, betritt optional auch darstellendes Terrain. Seine Herangehensweise erfolgt in der experimentellen Erzeugung  von akustischen Raumwerken. experimentell sowieso. Neben traditionellen Instrumenten bezieht er sich auch auf das übergeordnete Projektthema, auf die Rollen und die Deutung des Begriffs Rollenspiel, nämlich das Spiel mit Rollen materiell betrachtet und das Hineinversetzen in Rollen. Es wird im Workshop ergründet, welche Rolle spielt jeder Einzelne  an einem bestimmten Ort. Eine spezielle Rolle wird mit einem Ort verbunden (bewegungsintensives Agieren im Sportbereich) und möglicherweise in einen völlig davon abzugrenzenden Ort integriert (Klangcollagen mit Sportgeräten erzeugt und im sakralen Raum erprobt). Beispielsweise könnten Hanteln über den Boden der Kaufmannskirche (Bach-Wirkungsstätte) rotieren, gepaart von Ketten- und Ballgeräuschen. Der Komponist wird sich auch dem unterschiedlichem Klang von runden und kugelförmigen Sportgeräten widmen und somit auch den Impuls zur aktiven Beschäftigung mit diesen Sportutensilien geben. Vor Ort entstehen dabei Klanginstallationen, die sowohl anregende als auch meditative Wirkung besitzen. Bildnerisch bereichert kann dieses musikalische Vorgehen auch durch das Bemalen von runden Leinwänden, die als Requisit zum Einsatz durch Drehen, Rollen während der Performance kommen.

Die Klangperformance II fokussiert stark die Interdisziplinarität des Erlebnisparcours. Dieser Workshop arbeitet auf das Parcoursende hinaus, denn da sollen sich alle Sportarten und künstlerisch-kulturellen Bereiche zu einer Gemeinschaftsaktion, vorstellbar auch ein Flashmob, vereinen. Die Arbeit des Workshops ist hier klangliches Steuerungsinstrument für das brückenartige Ineinander-Übergehen einzelner Sparten und Bewegungsformen innerhalb der abschließenden Performance. In der musikalischen Vorgehensweise inspiriert der Experten die Teilnehmer/innen zu einer körperlichen und bildlichen Vorstellung von Klang und Musik. Er spricht damit gerade unterschiedliche Niveaustufen von Sprache, Musikalität, unterschiedlich ausgeprägte Talente und Kompetenzen an. Musik fungiert dabei als verbindendes Element. Die Teilnehmer/innen agieren nach Klängen, setzen Körpersprache und Gestik ein, erarbeiten Klangfolgen nach Bildhaftem, stellen außerdem Szenisches, Dialogisches Klangabläufen gegenüber. Auch in diesem Workshop wird mit recycelbarem Material, mit Plastikflaschen, Tüten, Blechen, Dosen, Pappen und Kartonagen gearbeitet. Daraus ergibt sich eine originelle Geräuschkulisse gleich einer Klangfläche. Sie begleitet möglicherweise einen rhythmischen Trommlermarsch, der untermalt wird durch Rollgeräusche von Skatern, Rollern und Einkaufswagen. Der Klangwand wird Ähnliches aus der Architektur gegenübergestellt bzw. ergeben sich Klänge aus dem mauerartigen Ensemble (mittelalterliche Stadtmauer, Festungsgemäuer des Petersberges oder aber auch das steinerne, dominante Gebilde von Dom und Severikirche).


Holzgestaltung und Wagenbau
bespielbares, transportables Podest (auch zum Mitführen von Requisiten und Ausstattungsstücken, Instrumenten etc.)

Im Sportangebot Fechten wird für die rollende Exkursion eine Fechtsession (angedacht auf einer Brücke oder einem zwei Kulturorte verknüpfenden Straßentrakt) vorbereitet. Dazu werden neben den Sicherheitsbestimmungen und der Geschichte der Sportart auch technische Grundlagen vermittelt. Die Teilnehmer/innen lernen das Fechten sowohl als Kampfsportart als auch als historisches Duell kennen. Kenntnisse über die verwendeten Waffen (Florett, Degen, Säbel) spielen ebenso eine Rolle wie die spezielle Fechtstellung und dazugehörige Anforderungen an den Körper (Haltung, Fußstellung, Armbewegungen, Reaktionsvermögen, Balance, Beweglichkeit des Schulter- und Beckenbereiches,…).
Die Fechtaktion, die sich abschließend im öffentlichen Raum abspielt, stellt ein historisches Duell nach. Die Teilnehmer/innen suchen im Altstadtbereich passende Orte auf, die über Mittelalterliches verfügen oder mit Renaissancearchitektur bebaut sind.

Fotodokumentiert wird das gesamte Projektprozedere, angefangen vom ersten konzeptuellen Gedanken bis hin zum Erlebnisparcours mit seiner Abschlussperformance. Dieser Aufgabe widmet sich ein Fotograf, der im Projektgeschehen auch einen Fotografie-Workshop anbietet. Dem Experten ist es wichtig, einen Entwicklungsprozess aufzuzeigen einschließlich der progressiven Abläufe, Stagnationen und Verwerfungen. Es geht nicht um professionelle Resultatsaufnahmen, sondern um das Festhalten von Gedankengängen, Planungsphasen, um die Unvollkommenheit des Anfangs und auch um Zweifel auf dem Entstehungsweg, bevor es auch Dokumentierendes über konkretes Handeln gibt. Die Mitwirkenden auf diesem fotografischen Exkurs erwerben Kenntnisse, wie man auch mit dem Foto Gedankliches, was im Kopf passiert, ins Format bringt, wie Wege fotografisch begleitet werden können, dass Prozesse – gleich einer Bildgeschichte – sichtbar werden. Die Architektur in ihrer Spezifik, vor der letztendlich präsentiert wird, soll ebenfalls mit einbezogen werden, jedoch nicht als reines Baukörperbild, sondern als sich veränderbares, wandelbares Objekt durch die dort agierenden Gruppen.

Die Maßnahmewoche, innerhalb derer die vorab beschriebenen Angebote an unterschiedlichen Orten (Schule, anliegende Sportstätten/Turnhalle, Freizeithaus, Tanztheater, Künstlerwerkstätten, Theater im Palais, Museen, Gedenkstätte Andreasstraße, Music Academy, Theater Erfurt, Outdoor-Plätze im urbanen Raum) durchgeführt werden, mündet in den bereits genannten Erlebnisparcours, der mit einer sparten- und sportartenzusammenführenden Performance endet.

Die Maßnahmewoche besteht aus fünf Ganztagsangeboten mit einer Zeitdauer von acht Stunden.  Die Freizeitmaßnahme soll als ganzheitliches Ereignis, d.h. kulturellen Arbeits- und Bewegungsphasen, Momenten des gemeinsamen Beisammenseins, Pausen mit gemeinsamen Mahlzeiten, Reflexions- und Planungsabläufen, verstanden und erlebbar werden.

Entwurf für einen Tagesablauf:

  1. Morgenkreis/Eingangsrunde (9.00 bis 9.30 Uhr)
  2. Arbeitsphase I (9.30 Uhr bis 10.30 Uhr)
  3. Frühstückspause (10.30 Uhr bis 11.00)
  4. Arbeitsphase II (11.00 Uhr bis 13.00 Uhr)
  5. Mittagspause (13.00 Uhr bis 14.00 Uhr)
  6. Spielrunde (14.00 Uhr bis 14.30 Uhr)
  7. Arbeitsphase III (14.30 Uhr bis 16.00 Uhr)
  8. Kaffeepause (16.00 Uhr bis 16.30 Uhr)
  9. Teilnehmerreflexion mit Vorausschau (16.30 Uhr bis 17.00 Uhr)
  10. Expertentreffen zum Arbeitsstand in den Gruppen (17.00 Uhr bis 17.30 Uhr)

Eine ergänzende Übersicht zu den Aktivitäten und dazugehörigen Sport- und Kulturpartnern (einschließlich Zeitplan und Formate) ist dem Originalantrag beigefügt.

Im Anschluss an den Erlebnisparcours erfolgt eine Auswertung der Projektgeschehnisse (September 2016). Die fotodokumentarische Ausstellung, die erstmals schon zum Ende der Maßnahmewoche gezeigt wird (zumindest Auswahlmaterial), wird zum „Tag der offenen Tür“ in der Schule gehängt und eröffnet. Dazu werden noch einmal kleinere Präsentationen aus dem Sport-, Musik- und Tanzbereich gezeigt.

Das Vorhaben endet im November 2016. Es erfolgt mit dem Sachbericht auch der zahlenmäßige Nachweis im Dezember 2016.

Ziele der Maßnahme

Die Bündnispartner sowie alle Mitwirkenden der Sport- und Kulturkooperationen streben an, die Teilnehmer/innen sowohl in sportfördernde, bewegungsmotivierende, rhythmische als auch in kulturell-künstlerische und allseitig umfassende persönlichkeitsentwickelnde Aktivitäten einzubeziehen und ihnen hierbei speziell das Kennenlernen besonderer Sportarten (Skaten, Longboarden, Fechten, Akrobatik,…), darstellender Sparten (Bewegungstheater, Tanztheater, Darstellendes Spiel) sowie insgesamt professionell angelegter Bewegungsabläufe zu ermöglichen. Hierfür sollen alle Kinder und Jugendlichen unabhängig von ihren Voraussetzungen – ob Verhaltensauffälligkeiten, geistige Defizite oder sprachliche Barrieren, auch körperliche Einschränkungen vorliegen – angesprochen und gewonnen werden. Außerdem wird fokussiert, dass nach der gemeinsamen Großaktion mit angedocktem inszenierten, intervenierenden und performativen Erlebnisparcours ein erprobtes Handlungsgerüst für weiterführende innerstädtische und Kulturraum erobernde Projekte vorliegt. Die Kinder und Jugendlichen lernen über miteinander verwobene Sport- und ästhetische Prozesse, gemeinsam in körperliche Aktion zu treten, zusammen zu agieren, zu gestalten und dabei über sportliche Leistungen, choreografische Entwürfe, auch über künstlerisch-kulturelle Inhalte einschließlich der Werte der gemeinsamen Tätigkeit zu reflektieren. Die Beteiligten der einzelnen Sport- und Gestaltungsangebote eines umfassenden Gesamtvorhabens erweitern innerhalb der Kooperation mit professionellen Trainern und Kulturpartnern ihr sportliches Vermögen, ihr Wissen und Können um spezifische sportartentsprechende Techniken, erproben dabei choreografische Entscheidungen, nehmen ihren Körper in Trainingsabläufen und tänzerisch-rhythmischen Sequenzen, auch im darstellenden Spiel, ebenso im Bewegungstheater intensiver wahr und begeben sich dabei auch auf einen qualitativ höheren sportlich-kulturellen Horizont. Die Teilhabenden steigern hier ihre Teamfähigkeit und gewinnen über selbstentwickelte Bewegungsstile und deren Ausdruckskraft, auch über künstlerische Entscheidungen, ebenso durch öffentliche Präsenz sportlicher und künstlerischer Resultate sowie das Darbieten tänzerischer, darstellender und sportlicher Leistungen enorm an Selbstbewusstsein, nicht zu vergessen die Steigerung künstlerisch-methodischer und sozialer Kompetenz. Sie erfahren eine spartenbezogene, technikorientierte Grundlagenvermittlung und damit verbunden choreografische und gestalterische Fähigkeiten. Sie sammeln insgesamt sportliche und kulturelle Erfahrungen in durch historische Handlungen initiierten sportlich-künstlerischen Prozessen. Die urbanen Gegebenheiten geben dazu ergänzend Impulse und lösen Erkundungsinteresse aus, unverzichtbar verbunden mit Methodischem, das die Erfahrungswelt der Klientel unbedingt berücksichtigt. Bewegungsangebote, musisch-tänzerische Plattformen, auch Materialimpulse im bildnerischen Bereich, insgesamt inhaltliche Anschübe und künstlerisch-strategische Vorschläge gewährleisten einen ganzheitlichen, komplexen Wahrnehmungsprozess. Die verschiedenen Spektren kultureller Vermittlung und sportlicher Einheiten werden aufgegriffen und für die fantasievolle und kreative Umsetzung konzeptueller Ideen genutzt.